«Dangge Charivari» – grosse Begeisterung an der Premiere
26. Januar 2023 | Andreas Kurz, Hannah Mathis, Patrick Straub
Die Reaktionen der Premierenbesucher haben gezeigt: Das Glaibasler Charivari hat die Erwartungen erfüllt. Bissige Bänke, musikalische Top-Nummern, ein Ensemble in Hochform und ein überragendes Schlussbouquet liessen die Fasnachtsherzen höherschlagen und rissen die Zuschauer von ihren Sitzen.
Zum Einstieg wurden die Besucher von der frisch gekrönten Binggis-Pfeierkönigin Alice Kolp und dem Charivari-Märschli empfangen. Eine starke Leistung zeigten von Beginn an die Schauspielerinnen und Schauspieler Olivia Zimmerli, Martin Stich, Stephanie Schluchter, Beatrice «Struppi» Waldis, Tatjana Pietropaolo und Tim Koechlin. Während im Raamestiggli «D Bschäärig» die Familie unter dem Weihnachtsbaum kontrovers darüber diskutierte, in welche Clique ihr Sohn einmal eintreten soll, versuchte die Comité-Obfrau im Stück «Ändlig wiider» den anwesenden Cliquen-Präsidenten krampfhaft zu erklären, dass «es jetzt ändlig wiider e Fasnacht git, wo dr Namme Fasnacht au verdient het». Ein absoluter Höhepunkt war das Raamestiggli «E Zuemuetig». Köstlich, wie sich dabei Marie-Therese Ruckstuhl in einer Selbsthilfegruppe über die Lärmverhältnisse am Kleinbasler Rheinufer aufregen konnte. Der Regisseur Lucien Stöcklin war hoch erfreut: «Ich bin begeistert von den Leistungen der Schauspieler, die sich auch gekonnt von ihrer musikalischen Seite zeigten. Die Raamestiggli decken viele Facetten ab. Dem Ensemble ist es hervorragend gelungen, die einzelnen Finessen hervorzuheben.»
Musikalischer Genuss und pointierte Verse
Eine erfolgreiche Neuinszenierung feierte das Trio Piccolo Piano in einer reinen Frauenbesetzung. Die Pianistin Barbara «Kurtli» Kleiner und die Pfeiferinnen Barbara Freiermuth und Annika Kurz-Julliard liessen die Melodien «Die beiden kleinen Finken» und «Die Perlen» wieder aufleben – wahrlich ein Ohrenschmaus. Grosse Klasse waren auch die Darbietungen der Pfyffergrubbe Schäärede. Nach einem lupenreinen «Burzelbaum» im ersten Teil präsentierten sie nach der Pause ein schwungvolles Medley aus dem Musical «West Side Story». Fast schon eine melancholische Stimmung herrschte im Saal beim Auftritt von Lucien Stöcklin und dem «Fasnachtsdonnschtig-Blues». Die Guggenmusig Negro-Rhygass 1958 hingegen heizte kräftig ein und liess die Wände zittern. In den Genuss einer Uraufführung kam das Publikum beim Marsch «Voilà», gewohnt dynamisch und rassig vorgetragen von der Fasnachtsgesellschaft Basler Rolli 1969. Einmal mehr brillierte der Schnitzelbank d Gwäägi, samt Marathon-Vers zum 50. Todestag von Mani Matter und wie er wohl über die Fussball-WM gesungen hätte – das Publikum war hingerissen. Ebenso scharfsinnig trafen D’Gryysel mit ihren Pointen voll ins Schwarze. Besonders beim Vers zum Thema Energie wurden die Lachmuskeln der Zuschauer arg strapaziert. Grossartige Unterhaltung und viel Klamauk bot die Nummer «Je ne Retraite rien» des Cirque des Genoux. Ihre Einlagen und Choreografien ernteten grossen Beifall und erinnerten an streng geheime Lokalmatadoren. Die Charivari-Rockband, d Schäärede und das Ensemble sorgten am Ende für grosse Emotionen und verabschiedeten sich als Ersatz-ABBA-Avatare mit «Dangge Charivari» vom Publikum. Den Machern ist mit dieser Schlussnummer ein Meisterwerk geglückt. Die Zuschauer im ausverkauften Volkshaus wurden endgültig vom Fasnachtsfieber angesteckt. Grenzenlose Begeisterung und eine Standing Ovation waren der Lohn für die ausgezeichneten Leistungen aller Mitwirkenden.
«Das Charivari 2023 ist Kleinkunstbühne, Konzerthaus und ganz grosses Fasnachtstheater in einem. Wir haben es geschafft, das Publikum von Neuem zu begeistern. Ich freue mich auf die nächsten 15 Vorstellungen», sagte der Programmchef Erik Julliard im Anschluss an die Premiere.